Probetraining

    Flotille 2024 – nach dem Logbuch der „Carpe Diem“

    Flotille 2024 – nach dem Logbuch der „Carpe Diem“ Das obligatorische Gruppenbild gab es diesmal vor dem „Hoofdtoren“.

    Im November des letzten Jahres begannen wieder die Vorbereitungen auf die diesjährige Flottille der Segelabteilung. Die Schäden, die der schwere Herbststurm im Oktober an der Ostseeküste an den Hafenanlagen und den Booten verursacht hatte, machten die Planung nicht einfacher. Werden die Häfen bis zum Frühling repariert sein und gibt es bei den Charterfirmen überhaupt genug Boote für uns? Letztlich kommen die Skipper zu dem Schluss, dass die Flottille dieses Jahr wieder auf dem IJsselmeer stattfinden soll. Auch um die Kosten für die Mitfahrer in Grenzen zu halten – die Charterpreise an der Ostsee sind heuer fast doppelt so hoch wie in Holland. Der Charterzeitraum ist von Freitag, den 7. bis Freitag, den 14. Juni, auch aus Rücksicht auf die Fußballbegeisterten unter den Seglern. Start- und Zielhafen ist wieder Lemmer. Die angebotenen 20 Plätze sind im Nu ausgebucht.

    7. Juni: Die Anfahrt nach Lemmer mit Pkws erfolgt unproblematisch. Die Skipper übernehmen die Boote und die Crews machen derweil einen Rundgang durch den Ort oder tätigen den Provianteinkauf. Proviant und Gepäck werden verstaut. Die Neuen unter den Mitfahrern lernen schon mal die Boote kennen, außerdem erfolgt auch eine Sicherheits­ einweisung: wo sind die Ventile, die während der Fahrt geschlossen sein sollten und welche Rettungsmittel gibt es an Bord? Wie werden welche Leinen bedient? Der obligatorische Grillabend für alle wird wegen der im Hafen fehlenden Grilleinrichtung auf den nächsten Abend in Urk verschoben. Dort soll alles besser sein. Heute gibt es an Bord der „Carpe Diem“ für Steffi, Dörte, Daniel und mich eine leckere mitgebachte Tomatensuppe von Antje.

    8. Juni: Nach einer ruhigen Nacht erstmal gut gefrühstückt. Die Skipper Michael Görge von der „Qing“, Christian Duchow von der „Aventura“, Nils Nonnsen von der „Mathilde“, UlfLankenau von der“ Toni Manila“ und mein Skipper Daniel Rensing vereinbaren wie besprochen als heutigen Zielhafen das Städtchen Urk. Um halb elf legen wir ab und fahren bei durchwachsenem Wetter auf das IJsselmeer hinaus. Sicherheitstraining: Boje über Bord unter Motor. Daniel hat dafür extra eine Feststoffweste aus Hamburg mit­ gebracht, so dass wir einen fast echten Dummy nach kurzem Kuscheln dem nassen Element übergeben. Die Bergung erweist sich auch bei dem geringen Wellengang als sehr anspruchsvoll – der „Kerl“ will nicht wieder an Bord. Nach einer Stunde ist der halbtote Dummy geborgen und wir gehen mit gerefften Segeln auf Kurs Richtung Urk. Unsere fünf Boote sind nicht die einzigen, die heute hier die Nacht verbringen wollen, also liegen wir „im Päckchen“ als zweite Reihe neben dem Steg. Dumm nur, daß wir deshalb keinen Landstrom für die Kühlung haben, aber wir sind genug motort und die Vorräte sind heruntergekühlt. Die in Aussicht gestellten Grillplätze gibt es nicht. Die Mannschaft von Michael versucht bei starkem Wind in den mitgebrachten Rundgrills auf dem Steg eine Glut zu entfachen. Als endlich die nötigen Temperaturen erreicht sind, beginnt es zu regnen. Grillen auf dem Steg im Regen unter Schirmen. Wo sind die Fotos? Nach dem Essen klart es auf und in der Abend­ sonne macht nicht nur unsere Crew einen Stadtrundgang. Bald in die Koje: der Innenlieger will morgen früh um 7 Uhr los.

    9. Juni: Wie angesagt früh hoch und das Boot mit Leinen und Motor verholt. Für ein paar Stunden gibt es Landstrom. Als Tagesziel wird Muiden ausgegeben. Nach der Crew­ einweisung legen wir gegen 10:30 ab. Mit gerefften Segeln geht es Richtung Leylstadt zur Schleuse in dem Damm, der das IJsselmeer vom Markermeer trennt. Zusammen mit der „Aventura“ geht es danach weiter mit gerefften Segeln nach Südwesten. Wir können einen Kurs von 220 Grad halten. Kurz vor der Einfahrt nach Muiden erreicht uns eine Nachricht: Die drei anderen Boote haben diesen Hafen wegen fehlender Wassertiefe nicht erreicht und sind nach Almere gelaufen. Diese Meldung hätte uns auch gerne etwas früher erreichen können. Also zurück Richtung der vorgelagerten Insel „Pompus“, einer ehemaligen Festung, und immer dem Boot von Christian hinterher. Wir wollen dabei etwas abkürzen – und prompt sitzen wir auf Schiet. Bange Minuten: Schaffen wir es noch in den Hafen oder brauchen wir Hilfe? Das Boot bewegt sich nicht vorwärts, aber unter Segeln dreht es sich wenigstens.

    Wir sitzen also nicht richtig fest. Da hilft nur noch Kraft: den Gashebel nach vorne gedrückt und hoffen. Plötzlich ruckt das Boot und langsam kommen wir frei. Am Steg in Almere werden wir schon erwartet. Leider hapert es wieder mit dem Landstrom. Aber die leckeren Nudeln in Thunfischsauce von Dörte lassen allen Kummer vergessen. Dafür regnet es am Abend wieder einmal.

    10. Juni: Heute geht es nach Amsterdam! Die Wettervorhersage reicht von durchwachsen bis Regen. Also den „großen Spielanzug“ überstreifen. Pünktlich um 10:30 verlassen unsere fünf Boote den Hafen von Almere und steuern am Tonnenstrich die Einfahrt von Amsterdam an. Zuerst warten wir vor der Brücke „Schellingwouderbrug“ auf die Öffnung und liegen dann alle im Regen in der Schleuse „Oranjesluizen“. Doch je weiter wir Richtung Amsterdam Marina kommen, desto besser wird das Wetter und wir können in Ruhe die Skyline dieser lebendigen Stadt vom Wasser aus in Augenschein nehmen. Aber Achtung: immer schön auf die Hafenfähren achten, die mit Karacho durch den Hafen preschen und auch noch Vorfahrt haben – sind eben größer als unsere Boote. Um 16:00 liegen wir sicher in der Marina. Das Wetter hat aufgeklart. Kann man dem Wetterbericht trauen? Die meisten Segler machen sich auf dem Weg, die Innenstadt von Amsterdam zu erkunden. Das Angebot ist vielseitig. Ich bleibe an Bord und nutze die Ruhe für die Vorbereitung meines heutigen Abendessens: Serbisches Reisfleisch. Zwiebeln und Knoblauch schälen und kleinschneiden dauert bei mir seine Zeit.. Zwischenzeitlich hat sich das Wetter komplett geändert: Starker Wind und der Regen weht fast waagerecht. Ich bedaure die Spaziergänger. Nach und nach kommen die Mannschaften mehr oder weniger naß zurück. Mit dem einen oder anderen Getränk beschließen wir den Tag des Bergfestes dieser Tour.

    11. Juni: Heute ist schon Dienstag und es geht wieder nach Norden, Richtung Hoorn. Das Wetter hat sich beruhigt, aber bei 4 – 5 Windstärken ist schon eine dicke Jacke angesagt. Um 10:15 verlassen wir die Amsterdam Marina, passieren ohne Problem die Kulisse des Hauptbahnhofs mit den Anlegern der Hafenfähren und nehmen Kurs auf die Schleuse und die Brücke vor Amsterdam. Der Wind bläst stramm aus Westen und nach dem Ende der Fahrrinne müssen wir auch nicht mehr auf die Berufsschifffahrt achten, deren Fahrwasser jetzt nach Nordosten verläuft. Wir fahren mit gerefften Segeln knapp nach Norden mit 340 bis 350 Grad und machen sechs bis sieben Knoten Fahrt. ( Durch die Krängung macht sich der Sicherungsstift der Klotür selbstständig und blockiert die Tür. Mist. Das Öffnen gelingt Daniel nur durch Anwendung sanfter Gewalt.) Wir können mit Antje am Ruder sogar Christians „A ventura“ überholen und die „Qing“ von Michael fast einholen. Leider macht uns ein großes Tangfeld einen Strich durch die Rechnung. Mit reichlich Tang um die Schrauben­ welle und am Ruder sind wir um 17:00 in Hoorn und liegen im „Grashaven“ sicher am Steg. Daniel müht sich, die Schraube und das Ruder vom Grünzeug zu befreien. Zum Abendbrot gibt es einen tollen Gemüseintopf von Steffi. Danach „alle Mann“ Stadtrundgang mit obligatorischem Gruppenfoto. Diesmal vor dem „Hoofdtoren“, einem Wahrzeichen der Stadt Hoorn. Wieder am Steg bittet Jan zur sportlichen Betätigung: Leine über Poller werfen. Sieht einfacher aus als es tatsächlich ist. Zur Nacht mal wieder Regen.

    12. Juni: Unser Boot verlegt vom „Grashaven“ in den alten „Binnenhafen“ von Hoorn, um dort das Anlegen und Ablegen längsseits am Kai unter Motor zu üben. Steffi, Antje und Dörte machen ihre Sache unter den strengen Augen unseres Skippers sehr gut. Um viertel vor zwölf lassen wir Hoorn hinter uns und fahren für eine Stunde nach Südosten um die Landspitze von Nordholland herum, um dann gegen 12:30 nach einer Halse mit gerefften Segeln einen nordöstlichen Kurs zu nehmen. Die Schleuse Enkhuizen erreichen wir gegen 15:45. Ab hier wird motort. Nach der Schleusung sind wir wieder im IJsselmeer und laufen den „Compagniehaven“ an. Weil neben dem Meldesteg die Tankstelle liegt, ergreifen wir die Gelegenheit und Tanken. Um 1/4 vor fünf liegen wir gut vertäut in der zugewiesenen Box. Wir haben Glück, daß unser Weg zum Klohaus relativ kurz ist, die Crews von Michael und Ulf haben da eine ganz andere Erfahrung gemacht. Wir fünf von der „Carpe Diem“ begeben uns auf einen Stadtrundgang. Ständig erklingen von irgendwelchen Türmen Glockenspiele. Wie wir später feststellen durften, geschieht dies zu jeder vollen Stunde. Zu wirklich jeder! Daniel zaubert aus seinen Resten eine schmackhafte Paella – die aus Hamburg mitgebrachten Muscheln wurden wegen der schlechten Kühlkette sicherheitshalber entsorgt.

    13. Juni: Heute ist unser letzter Seetag und der letzte Tag vor dem Beginn der Fußball­ Europameisterschaft. Wir lassen uns Zeit und verlassen den Yachthafen von Enkhuizen erst gegen halb zwölf., der Weg nach Lemmer ist ja nicht sooo weit. Unter Vollzeug geht es in nordöstlicher Richtung mit einem Kurs von 60 °. Trotz des mäßigen Südwestwindes werden wir doch soweit versetzt, daß eine Halse gefahren werden muß, um den vor Lemmer liegenden Windpark gut an Steuerbord liegen zu lassen. Gegen Nachmittag schläft der Wind fast ein, so dass wir schon weit vor der Hafeneinfahrt den Motor starten und die Segel bergen. Das Anlegen im Yachthafen von Lemmer ist mit langen Leinen dann schon fast Routine. Um 16:45 liegen wir sicher in der Box. Nur die Steckdosen für den Landstrom spielen nicht mit. Dank eines freundlichen Nachbarn wird auch dieses Problem gemeistert. Ab 19 Uhr ist dann Resteessen mit Grillen am Steg. Jan verteilt Liederzettel und wohlgestärkt werden einige Shanties zum Besten gegeben. Wir tagen noch eine ganze Weile zusammen mit dem einen oder anderen Abschiedstrunk.

    Freitag, der 14. Juni: Die diesjährige Flottille geht heute zu Ende. Die Verpflegungsreste nach dem Frühstück werden unter der Crew verteilt und das Gepäck zu den Autos gebracht.

    Allgemeine Verabschiedung der Crews untereinander. Die Boote werden an den Vercharterer zurückgegeben, keine Beanstandungen. Um 12 treten wir die Heimreise nach Hamburg an.

    Bleibt als Fazit: Es hat wieder viel Spaß gemacht und vielleicht finden ja auch andere Mitglieder Gefallen an dieser Art der Fortbewegung.

    Ich danke allen verantwortlichen Skippem, vor allem Ulfund Daniel für die Organisation.

    Uwe Holzweißig

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