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Der SVE feierte seine Fusion – Senator Lange lobt SVE als Globalplayer im Hamburger Sport
Am Dienstag, 1. Juli 2003 trat die Fusion des ETSV Eidelstedt-Altona und des Eidelstedter SV zum Sportverein Eidelstedt von 1880 (SVE) in Kraft. Zu diesem Anlass lud der neue Großverein prominente Vertreter aus Politik, Sport und Gesellschaft zu einem Fusions-Empfang in das Vereinsheim „Zur Steinwiese“ in Eidelstedt. Und die Gäste erschienen zahlreich. Moderiert wurde die Veranstaltung von NDR 2 Redakteur Carsten Vick. Gekonnt sympathisch und souverän führte er durch den Abend. Zu sehen bekamen die Gäste so einiges. Der Eidelstedt-Schnelsener Männerchor gab einige Kostproben ihres Könnens. Hinzu kamen ein paar Tanzeinlagen aus der Tanzabteilung des SVE. Unter anderem wurde „Tanzen um die Jahrhundertwende“ sowie eine lateinamerikanische Einlage der Showtanzgruppe „Olymp“ geboten. Letztere kam sogar so gut an, dass von den Gästen eine Zugabe gefordert wurde. Aktion kam dann mit der Kendo-Vorführung in den Abend. Die ehemaligen ETSV Kendo-Kämpfer präsentierten den japanischen Schwertkampf dem erstaunten Publikum. Als letzte Showeinlage wurde es dann noch mal literarisch. Günther Grell, ein Eidelstedter Urgestein, präsentiert in unnachahmlicher Art und Weise zwei Ringelnatz-Gedichte zum Sport.
Aber auch Reden wurden gehalten. Vorne weg Sportsenator Rudolf Lange (FDP), der die Verantwortlichen des SVE für ihre Weitsicht und ihren Teamgeist lobte. Er sieht den SVE in Zukunft als einen „Globalplayer“ in der Hamburger Sport-Szene“. Ebenfalls sicherte er zu, dem SVE alle mögliche Unterstützung zukommen zu lassen, soweit es die finanziellen Mittel erlauben. Vor allem die Kooperation zwischen den Schulen und den Vereinen soll gefördert werden. Ein Anliegen, dass auch dem SVE besonders am Herzen liegt. Zu guter Letzt würdigte Rudolf Lange noch die „äußerst gelungenen Farben“ des Vereinslogos vom SVE. „Als FDP Politiker schlägt einem das Herz bei blau und gelb gleich höher“ sagte Lange. Neben Rudolf Lange traten noch weitere Redner ans Pult. So z.B. Bezirksamtsleiter Eimsbüttel Dr. Jürgen Mantell, der sich für die gute Arbeit der Sportvereine in Eimsbüttel bedankte und heraushob, dass nunmehr mit dem SVE ein dritter Verein aus seinem Bezirk unter die Top 10 Hamburgs gekommen ist. Aber auch der Präsident des Hamburger Sportbundes Klaus-Jürgen Dankert oder HFV-Präsident Dr. Friedel Gütt waren gekommen, um eine kurze Laudatio auf den neuen Verein SVE zu halten. Dr. Gütt hob hervor, dass es „ein Rekord ist, von der Geburt bis zum 125 Geburtstag in nur zwei Jahren zu kommen.“ Hintergrund ist, dass der SV Eidelstedt von 1880 – so der offizielle Titel – im Jahr 2005 sein 125-jähriges Bestehen feiert.
Natürlich erhoben auch die beiden Vorsitzenden des SVE das Wort. Der 2. Vorsitzende Dieter Harz würdigte nochmals kurz die Geschichte der beiden Vereine und freute sich auf das, was in Zukunft noch alles kommt. Der 1. Vorsitzende Erich Thiele hob die Vorteile der Fusion heraus. So verglich er die Fusion der Sportvereine mit denen der Wirtschaft und erklärte, dass die Fusion des ETSV mit dem ESV keinerlei Jobs kosten wird. Im Gegenteil, es werden sogar noch zusätzliche Stellen geschaffen. Dafür erntete er großen Applaus – auch von Seiten der Politik. Außerdem erklärte er den anwesenden Gästen, was die Philosophie des SVE sein wird. „Die Jugendarbeit muss gestärkt werden. Denn ohne Vereine mit vernünftiger Jugendarbeit gibt es keinen Spitzensport“, ist das Credo von Thiele. Und „wir sorgen dafür, dass wir gesund alt werden“, fügte der SVE-Vorsitzende noch hinzu. Und seinen größten Wunsch formulierte er am Schluss seiner Rede: „Ich möchte, dass wir in unserem Stadtteil einmal das werden, was der FC St. Pauli für St. Pauli ist!“
Alles in allem war es ein sehr gelungener Abend und ein schöner Auftakt für eine neue Zeit.
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Vom „Sport unter einem Dach“ profitiert Eidelstedt und Hamburgs Westen.
Im Verschmelzungsbericht der beiden Vorstände wird ein Ausblick in die Zukunft gegeben. Darin heißt es u.a. „Um neuen Wünschen und Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden, müssen neben der Wahrung und gegebenenfalls der Verbesserung des Bewährten neue Angebote in das Vereinsprogramm aufgenommen werden. Es liegt auf der Hand, dass es von Vorteil wäre, wenn in allen Bereichen die sportlichen Erfahrungen beider Vereine gemeinsam genutzt würden. „Der Sport unter einem Dach“ würde in Eidelstedt und im gesamten Hamburger Westen davon profitieren.“ Der Verein mit 6500 Mitgliedern wird ein Gewicht bekommen, das auch bei kommunalpolitischen Entscheidungen spürbar wird. Profitieren werden sicher auch werbetreibende Wirtschaft und Sponsoren, für die ein Verein solcher Größenordnung ein interessanter Partner sein wird.
Der ETSV mit seinen 4200 Mitgliedern bot neben den in beiden Vereinen gemeinsamen Sportarten speziell noch Tennis, Kegeln, Segeln, Schießsport, Schwimmen und Schach an, der ESV (2300 Mitglieder) brachte Basketball, Handball, Inline-Skating, Trampolinturnen und Fechten in die neue Gemeinschaft ein.
Der Sportverein Eidelstedt von 1880 e.V. wird sich darüber hinaus auf weitere Verbreitung des Sportangebots orientieren. „Sie ist eine geeignete Maßnahme, um der Abwanderung von Mitgliedern wegen einer Änderung ihres sportlichen Interesses entgegen zu wirken“, heißt es im Verschmelzungsbericht.
In einem Zukunftsworkshop hatte sich der Verein im April dieses Jahres in Steinhorst mit der Zukunft beschäftigt. Unter Anleitung eines Unternehmensberaters wurden Probleme der Führungs- und Organisationsarbeit diskutiert. Zugleich wurde die Frage aufgeworfen, wie der Verein der Zukunft aussehen soll. Die Teilnehmer des Workshops gaben 44 Meinungskarten mit Ideen, Stichworten und Anregungen ab. Unter anderem wurden Vorschläge gemacht, neue Sportangebote etwa in folgender Richtung zu machen: American Football, Cheerleading, Hockey, Theater, Angeln, Dart und Klein-Team-Sportarten. Dabei könnten vorhandene Kapazitäten genutzt und gute Angebote ausgebaut werden. Untersucht wurden Bedürfnisse von Zielgruppen. Auch die Finanzierung des Sportbetriebs wurde problematisiert. Die Anregungen dieses Workshops werden weiter diskutiert.
„Wir haben unseren Horizont erweitert“
SV Eidelstedt – 1001 Sportideen für mehr Bewegung!
Die Zukunftswerkstatt Sportverein Eidelstedt von 1880 e.V. ist eröffnet. -
Es begann 1880 mit der Altonaer Turnerschaft.
Man schrieb den 24. Juli 1880, als sich im Lokal Schröder in der Großen Bergstraße in Altona turnbegeisterte Männer versammelten, um einen neuen Verein aus der Taufe zu heben: Die Altonaer Turnerschaft 1880 e.V. Ihre Entwicklung bis zum Zusammenschluss mit dem Eisenbahn-Turn- und Sportverein im Jahre 1937 bis zum Jahre in die zweite Hälfte der 60er Jahre haben Vereinsmitglieder in eindrucksvoller Weise nachgeforscht, dokumentiert und aufgeschrieben. Besonders Dr. Ing. Lothar Selz haben wir zu verdanken, dass wir über eine Chronik verfügen, die in ihrer Art wohl einmalig zu nennen ist.
Was ihn beim Sammeln und Zusammentragen von Zeugnissen in Wort und Bild bewegte, beschrieb Dr. Ing. Selz im Jahre 1966 so: „Eine solche Zusammenfassung soll nicht nur unser Interesse an der „alten Zeit“ befriedigen, sondern uns auch mit der nötigen Achtung vor den turnerischen und sportlichen Leistungen unserer Väter, ihrem Idealismus, ihrem Gemeinschaftssinn und Organisationstalent zum Zwecke der Nachahmung erfüllen.“
Die Chronisten haben ihr Werk, das in einem dicken, bisher unveröffentlichten Buch zusammengetragen wurde, auch der Kritik gestellt. Die Altmitglieder Ernst Schultz, Heinrich Grewe, Rudolf Petersen und Friedrich Packheiser haben die Chronik auf Fehler durchgesehen.
Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Turner, die sich vom Altonaer TV abgespalten hatten und ehemalige Aktive des Clubs Eisen. Zum 1. Vorsitzenden wurde Heinrich Thedens gewählt. Im Gründungsprotokoll wird berichtet, dass ein Jahresbeitrag von 8 Reichsmark beschlossen wurde, der zehn Jahre lang zu bezahlen war. Außerdem sollten Anteilsscheine verkauft werden, damit Turngeräte angeschafft werden konnten. Geturnt wurde zweimal in der Woche im Apollo-Saal des Altonaer Bildungsvereins und im Freien auf einem Grundstück hinter dem Vereinslokal in der Großen Bergstraße. Am ersten Turnabend des neuen Vereins am 17. August 1880 waren im Garten des Lokals Schröder 13 aktive Turner versammelt. Der Verein zählte 64 Mitglieder.
Ein Jahr später stieg die Mitgliederzahl auf 141 an. Bereits zum ersten Gauturnfest desselben Jahres konnte der Verein eine Musterriege am Barren stellen. 1882 präsentierte sich der Verein beim Schau- und Wettturnen in Wandsbek, zu dem man bereits eine Vereinsfahne und eine Trompete mitnahm.
Vom ersten Tag des Bestehens verfolgte der Vorstand das Ziel, eine eigene Turnhalle zu bauen. 1881 waren dafür 68,02 Reichsmark im Grundstock vorhanden, der bei der Sparkasse eingezahlt wurde. Der Fonds wuchs im Jahre 1897 nach einem Bericht des Turnhallen-Bauausschusses schon auf 1277,03 Reichsmark an. 1888 veranstaltete der Verein ein Turnhallen-Baufest, das einen Überschuss von 630,15 RM erbrachte. Da der Verein wuchs, wurde eine eigene Turnhalle immer dringlicher. Ein Jahr später gründete sich eine Fechtabteilung, bald darauf eine Gesangsabteilung. Schon 1883 wurde der erste hauptamtliche Mitarbeiter als „Vereinsbote“ angestellt. Ihm oblag auch die Beitragskassierung. 1888 verzeichnet die Chronik die Gründung einer Jugendabteilung. 1891 kam ein Trommler- und Pfeiferkorps hinzu.
Diese stürmische Entwicklung erhielt allerdings einen Rückschlag durch die Cholera-Epidemie im Jahre 1892. Der Turnbetrieb ging stark zurück, was sich auch auf die Mitgliederzahl auswirkte.
Von 1882 bis 1886 wechselte das Amt des 1. Vorsitzenden alle zwei Jahre. Dann übernahm Georg Hansen das Ruder, der es nach acht Jahren an Adolf Magnus übergab. Dieser übte es mit einjähriger Unterbrechung bis 1924 aus. Ihm setzte die Turnerschaft später in der Namensgebung der ersten vereinseigenen Turnhalle in der Claudiusstraße, die am 9. Januar 1898 eingeweiht wurde, ein Denkmal. 55 000 RM waren für die auf einer Fläche von 300 Quadratmetern errichtete Halle aufgebracht worden. Bis dahin konnten Turner und Fechter die Turnhalle des Gymnasiums für eine Gebühr von 500 RM jährlich mitbenutzen. Allerdings musste die Landesregierung in Schleswig Druck auf die Schulleitung ausüben, ehe die Genehmigung erteilt wurde.
An der Finanzierung der eigenen Turnhalle beteiligte sich auch die Preußische Regierung. Bedingung war jedoch, dass die Turnhalle der Garnison zweimal im Jahr zur Ausbildung von militärischen Turnlehrern zur Verfügung gestellt würde. Im Vertrag mit der Provinzialregierung wird außerdem ausdrücklich festgehalten, dass die Halle im Falle der Mobilmachung dem Militär zur Verfügung stehen müsse. Nur die Idee, einen Spielplatz hinter der Halle zu bauen, musste aus finanziellen Gründen zurück gestellt werden, obwohl die Stadt Altona dem Verein ein Grundstück von 10 000 Quadratmetern gegen eine „Anerkennungsgebühr“ von 10 RM zur Verfügung stellte. Das angesparte Geld reichte nur für die elektrische Beleuchtung des Außengeländes.
Wie stolz der Verein auf seine neue Turnhalle war, geht daraus hervor, dass eigens Ansichtskarten gedruckt wurden, um sie per Post in alle Himmelsrichtungen zu schicken. Auch die Stadt Altona rühmte sich dieser Halle, die zu einem großen Anziehungspunkt wurde. Deshalb entschloss sich die Altonaer Bürgerschaft, die Claudiusstraße in Jahnstraße umzubenennen.
Aufschwung brachte die Halle für den gesamten Turnbetrieb. So wurde auf der Ordentlichen Hauptversammlung im April 1899 beschlossen, eine Knabenabteilung zu gründen und ein Klavier anzuschaffen. Zu diesem Zeitpunkt zählte der Altonaer Turnverein bereits 757 Mitglieder, unter ihnen 42 Damen, 102 Mädchen und 361 Knaben. Zwischenzeitlich war 1896 eine Abteilung für Volksspiele ins Leben gerufen worden, die laut Protokoll der Mitgliederversammlung im Jahr 1896 „Schleuderball, Faustball, Kreiswurfball, Wettlauf und Kugelstoßen“ betrieb.
Übungs- und Wettkampfplatz war die Eisbahn, der heutige Allee-Sportplatz.
Im Jahre 1898 gab sich der Verein ein neues Grundgesetz, in dem der Satzungszweck beschrieben wird, „die Mitglieder zu körperlich kräftigen und gewandten Männern heranzubilden, die geistige und sittliche Bildung derselben zu fördern und vaterländischen Sinn zu wecken.“ Auf die Männer bezog sich das Grundgesetz, weil erst im Jahre 1900 eine Damenabteilung ins Leben gerufen wurde. Lange Zeit waren Frauen und Mädchen aus Prüderie vom Verein fern gehalten worden. Auf den stattfindenden Bällen fanden noch Mitte der neunziger Jahre Kontrollen statt, „um unlauteren Damen den Zutritt zu verweigern.“
Das 25jährige Vereinsjubiläum im Jahre 1905 feierte der Verein mit einem Schauturnen auf der Eisbahn, an dem 588 männliche und weibliche Mitglieder teilnahmen.
Der Aufschwung des Vereins hielt auch in den folgenden Jahren an. Ende 1906 zählte er 1006 Mitglieder in neun Abteilungen. Profitiert hatte der Sport nicht zuletzt durch seine gesellschaftliche Anerkennung, die sich u.a. darin ausdrückte, dass 1906 Turnen an den Schulen zum Pflichtfach erhoben wurde. Die Turnhalle erwies sich inzwischen als zu klein. Immerhin fasste die Stadt Altona 1911 den Entschluss, der AT 80 den hinter der Turnhalle gelegenen Platz für einen Anbau zur Verfügung zu stellen und einen Anbau zu schaffen. Voran getrieben wurde das Vorhaben durch den Altonaer Unterstützungsverein, der die stolze Summe von 5000 Reichsmark spendete. 1913 wurde der Anbau fertig gestellt. Aber ein Jahr später brach der Erste Weltkrieg aus, der „das Vereinsleben stark veränderte“, wie die Chronisten schrieben. Von den 295 Männern, die der AT 80 angehörten, wurden 208 zum Kriegsdienst eingezogen. Die Gesamtmitgliederzahl betrug Ende 1914 nur noch 477.
Der Turnbetrieb wurde von einigen älteren Mitgliedern mühsam aufrecht erhalten. Einer von ihnen übernahm das Knabenturnen, weil Turnwart Carl Rieber einer der ersten war, die an die Front mussten. Er starb 1918 an den Folgen einer Verwundung im Kriegslazarett.
Im Krieg beschlagnahmte die Garnison zuerst das Turnratszimmer für die „Kriegshilfe“. Das Frauenturnen wurde im Winter 1916 wegen Kohlenmangel eingestellt.
Unter diesen Kriegswirkungen litten auch andere Vereine, die sich nach Partnern umsahen, um durch Fusion überleben zu können. So wurde der Gedanke geboren, sich mit anderen Vereinen zusammen zu schließen. Am 30. April 1917 schlossen sich Altonaer Turnverein, TV 45, Ottenser TV und Bahrenfelder TV zusammen. Vorsitzender wurde Adolph Magnus.
Dennoch zählte der Verein Ende 1918 nur noch 340 Mitglieder. 33 Mitglieder der AT 80 waren gefallen.
Als Ende März Anfang April 1919 der Turnbetrieb wieder aufgenommen wurde, galt es, die Halle wieder instand zu setzen. Aber die Stadtverwaltung weigerte sich, die durch die Garnison verursachten Schäden anzuerkennen. Wirtschaftskrise und Inflation behindern den Wiederaufbau. Zudem wurden wegen Beitragsrückstand zahlreiche Mitglieder ausgeschlossen.
Um die Schwierigkeiten besser überwinden zu können und ein stärkeres Gewicht in der Stadt zu bekommen, schlossen sich am 17. April 1919 Altonaer Turnerschaft und Altona 93 zum VfL Altona zusammen. Aber dieser Zusammenschluss eines Turnvereins mit einem Fußballclub brachte wenig Freude. Am 30. Juni 1922 wurde die Ehe geschieden. AT 80 nahm den alten Namen wieder an. Allerdings wurde Altona 93 die Mitbenutzung der Turnhalle gestattet.
Das Jahr 1924 begann für den Verein traurig. Nach über 40 Jahren Vorstandsarbeit musste Adolf Magnus aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt erklären. Er starb am 19. August 1924 an einem Herzschlag. Ein endloser Trauerzug geleitete den Verstorbenen durch die Holstenstraße bis zum Friedhof Diebsteich. Dr. Wolfgang Meyer, Vorsitzender des Turnkreises Norden, würdigte den Verstorbenen mit den Worten: „Er war unser. Nichts wollte er für sich. Er arbeitete um der Sache willen.“
Neue Vereinsvorsitzender wurde bis 1927 Heinrich Eschenburg. Ihn löste Paul Eichler ab, der am 13. Januar 1928 im Alter von 36 Jahren plötzlich verstarb. So sah sich Heinrich Eschenburg in der Pflicht, das Amt des 1.Vorsitzenden erneut zu übernehmen.
Mit der Machtübertragung an die NSDAP am 30. Januar 1933 brach für die Sportvereine eine schwierige Zeit an. Die Gleichschaltung mit NSDAP und Hitlerjugend sowie die Ausrichtung auf den Hauptzweck der Wehrertüchtigung warf die Vereine zurück. Die Mitgliederzahlen sanken drastisch. Kinder unter 10 Jahren durften nicht mehr aufgenommen werden. Turner mussten auf Anordnung der NSDAP an Wehrsportübungen teilnehmen. Die Partei bildete Wehrsportriegen, die der SA unterstanden. Der Vereinsvorsitzende erhielt die Bezeichnung Vereinsführer. Mitglieder und Anhänger demokratischer Parteien, vor allem „Marxisten“ wurden in den Vorständen durch NSDAP-Mitglieder ersetzt. Sie legten Treuebekenntnisse zum neuen Reich ab und priesen den Führer Adolf Hitler.
Anlässlich der Hakenkreuz-Nagelung des Turngebiets Groß Altona am 14. März 1934 in der Turnhalle heißt es in einem Bericht des Vereinsführers Hans Schlüter: „Mit dem Gelöbnis unwandelbarer Treue zu unserem Führer und dem Deutschland- und Horst-Wessel-Lied fand die kurze eindrucksvolle Feier ihren Abschluss.“ Zur selben Zeit wurden die jungen Turner in die SA eingegliedert, nachdem sie ein Jahr lang unter einem eigens dafür ausgebildeten Turnlehrer Wehrsportunterricht bekommen hatten.“ Die jungen Turner wurden also Wehrsportturner, die Jungen und „Mädel“ zugleich in die Hitlerjugend eingegliedert.
Begeistert äußerte sich der „Vereinsführer“: „Durch die geniale Führung unseres großen Führers und Volkskanzlers Adolf Hitler hat sich das deutsche Volk zu einer Einheit zusammengeschmiedet. Auch die Turner haben die große Pflicht mitzuhelfen und mitzuarbeiten beim Wiederaufbau unseres geliebten Vaterlandes.“
Nur bekam diese Orientierung den Sportvereinen überhaupt nicht. Der Mitgliederschwund zwang Vereine erneut zu Fusionen. Die AT 80 suchte nach einem Partner, der zu ihm passen könnte. Gefunden wurde er im Eisenbahn Sportverein von 1922, der von Fußballern gegründet worden war, dann aber auch die Sportarten Kegeln und Faustball aufnahm.
In die am 14. Oktober 1937 im „Kaiserhof“ in Altona geschlossene Ehe brachte der Eisenbahn-Sportverein Altona ein Sportgelände in Eidelstedt mit, das sich die Eisenbahnsportler in freiwilligem Arbeitseinsatz selbst geschaffen hatten. Das bahneigene Gelände hatte die Reichsbahndirektion Altona zur Verfügung gestellt. In mühevoller Arbeit „trotz drückender Gehaltskürzung, Lohnabbau und Arbeitslosigkeit“, so die Chronisten, hatten die 468 Mitglieder ein schönes Sportgelände geschaffen, das am 5. Juni 1932 mit einem Sportfest eingeweiht wurde. In der Turnhalle Jahnstraße und dem Sportgelände in Eidelstedt trieben Turner, Fußballer, Fechter, Handballer, Faustballer, Leichtathleten, Schützen, Boxer und Kegler ihren Sport. Schwimmen wird im Bismarck-Bad gelehrt. 1938 erhält der Verein auch eine Tennissparte, die auf dem Kraft-durch-Freude-Gelände an der Rolandsmühle spielt.
Die vereinseigenen Anlagen der „Eisenbahner Turnerschaft und Sportverein Altona von 1880 e.V.“ gehen nach einem Erlass des Reichsverkehrsministeriums „zur Schaffung klarer Rechtsverhältnisse“ in das Eigentum der Reichsbahn über. Dieses Gelände musste der ETSV im Jahre 2000 teuer zurückkaufen, um seine sportliche Zukunft zu sichern. Der Reichsverkehrsminister bestimmt, dass jeder Eisenbahner, solange er wehrfähig ist, einer Sportorganisation angehören muss. Dadurch wird der Verein, dem 1939 auch der Männer-Sportclub Alarich mit seinen Ringern und Gewichthebern beitritt, einer der größten in Deutschland. Er nennt sich fortan „Reichsbahn SG Altona von 1880 e.V.“ Vereinsführer wird Max Westphalen, der seit 1932 bereits Vorsitzender des Eisenbahn-Sportvereins war. Westphalen ernannte Friedrich Packheiser zu seinem Stellvertreter und Hans Steininger zum „Wehrturnwart“.
Die stürmische Entwicklung des Vereins wird im September 1939 durch den Kriegsbeginn jäh unterbrochen. Der Turnbetrieb wird eingestellt, weil es nicht möglich ist, die Halle zu verdunkeln. Eingestellt wird auch das Schwimmen im Bismarck-Bad. Auch auf dem Sportplatz ruhen alle Aktivitäten. Daran ändert auch die Entschlossenheit des Vereinsführers nichts, „niemals zu vergessen, dass die unbedingte Aufrechterhaltung des Turn- und Sportbetriebs für uns oberstes Gesetz ist“. Auch der Hinweis, dass „Leibesübungen Dienst am Vaterland sind“, verpufft wirkungslos. Selbst die Schachabteilung löst sich 1939 auf.
Die ersten Nachrichten von Gefallenen treffen ein. In der Turnhalle wird Korn gelagert.
Vereinsführer Max Westphalen schreibt Briefe an die Soldaten an der Front. Am 3. November 1943 teilt er mit: „Unser Heimatbrief vom Monat Juli lag absende bereit in meinem Büro. Er hat Euch nicht erreicht. Er fiel mit sämtlichen Unterlagen unserer fast vierjährigen Betreuungsarbeit, mit der gesamten Mitgliederkartei und allen Soldatenanschriften einer Phosphorbrandbombe zum Opfer. Jedoch hatte ich vorsorglich alle Anschriften in einer zweiten Ausfertigung, in einem kleinen Taschenbuch, das ich stets bei mir trug, vermerken lassen.“
Die Soldatenbriefe sprechen von Handballspielen der Frauen und Männer, von der Rhönrad- und der Frauenturnabteilung. Die Fußballer hätten sich mit denen von der Reichsbahn-Sportgemeinschaft Hamburg zu einer Kriegsgemeinschaft zusammengeschlossen.
Westphalen schreibt von Beförderungen und Auszeichnungen, von Gefallenen, Verwundeten und Vermissten. Seine Briefe sind aber auch Durchhaltebriefe. Sie enden mit Appellen: „Wir wissen nicht, wann einmal unser Kampf beendet sein wird, wir wissen aber, dass der Endsieg nur dem Land zufallen wird, das über eine Wehrmacht verfügt, die von unerhörtem Siegeswillen erfasst ist, untermauert vom unerschütterlichen Glauben und Vertrauen der Heimat. Dieses Land aber heißt Deutschland.“
Der Krieg trifft auch die „Heimatfront“. Westphalen muss den Soldaten mitteilen, dass durch Bomben die Turnhalle zerstört worden ist. Ob er auch noch aufgeschrieben hat, dass im Frühjahr 1945 das Sportgelände in Eidelstedt der Reichsbahn-Landwirtschaft zur Verfügung gestellt wird, ist nicht überliefert. Allerdings erklärt sich die Reichsbahndirektion bereit, den Platz wieder in Ordnung zu bringen, sobald er für den Sport wieder benötigt wird.“ Die Verwirklichung dieser Versicherung gestaltet sich umso schwieriger, als sich auf dem Sportplatz noch Wohnbaracken mit Flüchtlingen und Ausgebombten befinden.
Seine erste Bewährungsprobe muss der Verein 1947 bestehen, als sich Stimmen zu Wort melden, die sich für eine Trennung der 1937 fusionierten Vereine einsetzen. Aber die große Mehrheit der Mitglieder wehrt sich erfolgreich gegen eine Spaltung. Die Jahreshauptversammlung fällt im Jahre 1947 allerdings „wegen der großen Kälte und des Mangels an Brennstoffen“ aus.
In den ersten Nachkriegsjahren sind besonders die Leichtathleten mit zahlreichen Meisterschaften auf überregionaler Ebene sportlich erfolgreich. Die Tennisspieler müssen sich die Plätze mit der britischen Besatzungsmacht teilen, was sich allerdings als vorteilhaft erweist.
1953 hat der Verein wieder 1000 Mitglieder.
Aber erst 1963 sind alle Eidelstedter Platzanlagen wieder hergerichtet. Die Halle in Altona ist jedoch für immer verloren.
Außer der Tennisabteilung und dem Segelsport, der auf Alster, Schlei und Ostsee ausgeübt wird, spielen sich jetzt fast alle Aktivitäten des Vereins in Eidelstedt ab.
1979 entsteht hier der Neubau des Vereinsheims. Das Sportzentrum, drei Minuten von der S-Bahn Elbgaustraße entfernt, bildet mit drei Fußballplätzen, der Leichtathletikanlage, den Kegelbahnen, den Schießständen und der Sporthalle auf über 30 000 qm das Herzstück des ETSV. Seit dem Neubau 1994 befindet sich hier auch das Fitness-Studio „Body und Soul“ sowie ein Budo- und Tanzzentrum. In einem separaten Teil hat der Verein einen Sport- und Bewegungskindergarten eingerichtet. Daneben bietet das Clubhaus „Lucas“ Mitgliedern und Gästen die Möglichkeit zum geselligen Beisammensein.
In einem Begrüßungsschreiben für neue Mitglieder formuliert der ETSV Ziele und Anforderungen an einen modernen Sportverein, die auch für die neue Gemeinschaft gelten:
„Veränderte gesellschaftliche Werte und ein neues Freizeitverhalten der Menschen erfordern von einem modernen Sportverein mit Blick in die Zukunft neben der Organisation des bekannten Wettkampfbetriebes innovative Angebote, die den neuen Bedürfnissen der Bevölkerung entgegen kommen.“
Die Erweiterung der Sportanlage mit dem Neubau eines Sport- und Gesundheitszentrums 1994 war eine Antwort auf die Herausforderungen der Zeit. Der ETSV hat sich hierdurch, modellhaft für einen Sportverein, intensiv dem Freizeit- und Gesundheitssport verpflichtet. Das Fitness-Studio „Body und Soul“ wird von Sportlehrern, Ärzten und Krankengymnasten betreut. Speziell in diesem Bereich arbeitet der Verein mit der LAG Herz in Form e.V. zusammen. So wird beispielsweise jeder Sportler vor Eintritt in das Studio ärztlich untersucht und anschließend ein Muskelfunktionstest durch einen Trainer durchgeführt. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird ein ganz individueller Trainingsplan erstellt.
Zahlreiche Krankenkassen kooperieren mit dem Verein, zum Beispiel in Gestalt besonderer Kurse für ihre Mitglieder oder hinsichtlich spezieller Abrechnungsverfahren.
Diese Arbeit hat dem ETSV viel Anerkennung eingetragen. Der Deutsche Sportbund verlieh ihm das Qualitätssiegel „Pluspunkt Gesundheit“, die AOK im Jahre 2003 den Förderpreis für Gesundheitsförderung.
Auszeichnungen wurden dem Verein darüber hinaus für seine soziale Arbeit im Integrationssport verliehen. 1985 erhielt der ETSV die Sportplakette des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker verliehen, als Auszeichnung für die in „langjährigem Wirken erworbenen besonderen Verdienste und die Pflege und Entwicklung des Sports“. 1998 wurde ihm von der damaligen Bundestagspräsidentin Dr. Rita Süßmuth die Urkunde für „vorbildliche Integration von Aussiedlern“ überreicht. 1993 erhielt die Fußballjugend für ihre hervorragende Breitenarbeit im Hamburger Rathaus den Uwe-Seeler-Preis. 1999 gewann der Verein den Bundeswettbewerb „Sport kennt keine Grenzen“. Ein Jahr später wurde der Verein mit einem Sonderpreis im Wettbewerb „Sport kennt keine Grenzen“ geehrt. Im Jahr 2002 wurde der Fotowettbewerb des Hamburger Sport-Bundes zum Thema Sportler gegen Ausländerfeindlichkeit gewonnen.
Da auch der Eidelstedter Sportverein im Gesundheits- und Integrationssport Beispielhaftes geleistet hat, darf der neue Sportverein Eidelstedt von 1880 e.V. erwartungsvoll und optimistisch in die Zukunft blicken.